Immobilien, Wohnen und Leben.

Die Preise für Immobilien werden Prognosen zufolge auch in diesem Jahr weiter ansteigen.

Nachfrage nach Häusern und Wohnungen nimmt weiter zu.

Trotz aller Unkenrufe hat der Immobilienmarkt die Corona-Krise bislang unbeschadet überstanden. Die Prognosen für dieses Jahr sind vielversprechend — zumindest für Immobilienverkäufer — zumal mit Nachholeffekten am Markt zu rechnen ist, da 2020 etliche Immobilientransaktionen Corona-bedingt nicht zustande gekommen sind.

Angesichts von Kurzarbeit, Stellenabbau und einer ungewissen Zukunft mutet es geradezu anachronistisch an, dass die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen weiterhin zunimmt und die Preise weiter steigen.

Andererseits: Immobilien versprechen Sicherheit. Schon während der Finanzkrise sind vor allem Investoren, aber auch Privatkäufer in diese Anlageform ausgewichen. Befeuert wird der Immobilienboom zudem von Negativzinsen für Spar- und Girokonten auf der einen und extrem niedrigen Bauzinsen auf der anderen Seite. Für ein Darlehen mit einer 20-jährigen Zinsbindung zahlen Verbraucher aktuellen Zahlen des Kreditvermittlers Dr. Klein zufolge im besten Fall lediglich 0,79 Prozent Zinsen, was einem neuen Tiefstand entspricht.

Von dieser Perspektive aus betrachtet, verwundert es weniger, dass die Immobilienpreise zwischen Juli und September 2020 ungeachtet der Pandemie nach Angaben des Statistischen Bundesamts so stark anzogen wie seit knapp vier Jahren nicht mehr. Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage kosteten sie im Schnitt 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die größten Preissteigerungen gab es in den mittleren Großstädten. Dort legten die Wohnungspreise um 10,2 Prozent zu. In den führenden deutschen Metropolen – Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf – kosteten Eigentumswohnungen 7,3 Prozent mehr, Ein- und Zweifamilienhäuser waren um 8,9 Prozent teurer. Doch auch in ländlichen Gegenden waren Wohnimmobilien gefragt. In dichter besiedelten ländlichen Kreisen stiegen die Preise für Häuser um 9,7 Prozent und für Wohnungen um 7,1 Prozent an.

Die Preisrallye geht also weiter. Einer Kaufpreis-Prognose von immowelt.de zufolge werden die Immobilienkaufpreise bis zum Jahr 2030 weiter steigen, zumal nicht davon auszugehen ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) eine radikale Zinswende einleitet. Allerdings werden die Preissteigerungen Experten zufolge moderater ausfallen als es in den letzten zehn Jahren der Fall war: Zwischen 2008 und 2018 hatten sich die Immobilienpreise in einigen Großstädten teils mehr als verdoppelt. In München und Berlin lag das Plus bei etwa 140 Prozent.

Lohnt es sich, jetzt zu kaufen?

Ob sich der Eigentumserwerb in diesem Jahr langfristig auszahlt, lässt sich am besten anhand einer individuellen Kalkulation ermitteln. Ergibt diese, dass Kaufen langfristig lohnender ist als Miete zu zahlen, ist ein zeitnaher Erwerb nach Einschätzung des Finanzdienstleister Dr. Klein sinnvoll: „Solange Ihre Finanzierung solide ist, spricht nichts gegen einen Hauskauf 2021.“ Vorstand Michael Neumann geht davon aus, dass die Nachfrage nicht abebbt und die Immobilienpreise — besonders in den Ballungsgebieten und im Speckgürtel — auch in den nächsten Jahren weiter anziehen.

Es bestehe aber kein Grund zum übereilten Hauskauf, denn „wer auch nach Corona die Möglichkeit hat, vermehrt im Homeoffice zu arbeiten, wird weitere Wege zur Arbeitsstätte in Kauf nehmen“, prognostiziert Neumann. Die Corona-Pandemie hat vieles verändert, nicht zuletzt unsere Art zu arbeiten, die Krise hat die Peripherie für Millionen Deutsche zur Alternative gemacht. Wenn das Homeoffice zum langfristigen Trend wird, könnte dies zu einer ersten Stadtflucht führen.

„Die Corona-Krise verstärkt den Trend zur Wanderung ins Umland der Großstädte“, sagt auch Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Das Umland zieht noch mehr Familien an, die Platz brauchen, und in den Städten dominieren kleinere Haushalte, Singles und junge Leute.“ Angesichts hoher Mieten und Wohnungspreise ziehe es Familien schon seit Jahren raus aus den Städten, wo Immobilien deutlich günstiger sind und es mehr Häuser im Grünen gibt.

Quellen: ratgeber.immowelt.de, dr.klein.de handelsblatt.com. tagesschau.de, boerse-online.de, capital.de, augsburger-allgemeine.de, asscompact.de, businessinsider.de